Gelebte Demokratie an der Schule Lättenwiesen

Thomas Borowski

An der Schule Lättenwiesen haben die Schülerinnen und Schüler Mitspracherecht. Alle zwei Monate treffen sich die Vertretungen der Klassen zum Rat. Ein Augenschein im lebhaft funktionierenden, demokratischen Klassenzimmer.

Der Rat der Schülerinnen und Schüler (SuS-Rat) trifft sich im Schulhaus Lättenwiesen rund alle zwei Monate zur Sitzung. Diese findet heute Ende November im Sitzungszimmer des Schulverwaltungszentrums statt. Von allen 2. bis 6. Klassen der Primarschule Lättenwiesen ist ein Mädchen oder ein Knabe als Klassendelegierte oder -delegierter zur Teilnahme an der Ratssitzung berechtigt. Geleitet wird diese von den beiden Primarlehrpersonen Patrizia Roder und Philip Schmassmann. Sie sind quasi die «Bundesräte», den «Nationalrat» bilden die Teilnehmenden des SuS-Rates.

Wenn unsere Politikgrössen in der Hauptstadt so begeistert ins Bundeshaus stürmen würden, wie das die Teilnehmenden in der Lättenwiesen eben praktizieren, würden politische Entscheide in Bern wohl auch deutlich dynamischer getroffen. Die 20 Mädchen und Knaben des SuS-Rates Lättenwiesen jedenfalls stürzen sich auf die bequemen Drehstühle und sind gleich mit Wortmeldungen aktiv. Auf die Frage der beiden Sitzungsleitenden, was sie aus ihren Klassen zu den Resultaten der letzten Ratssitzung als Meinungen mitgebracht haben, sprudeln die Antworten nur so.

Abfall bewegt auch hier

Das Thema der neuen Mülltonne scheint alle zu beschäftigen. Die aus dem SuS-Rat heraus initiierte Tonne sorgte in den Pausen der vergangenen Wochen für einigen Ärger. Entweder wussten nicht alle Kinder über die Tonne Bescheid («Es hat immer noch zu viel Abfall auf dem Pausenplatz»), oder die Pausenaufsicht führenden Lehrpersonen liessen die Kinder nicht zur Mülltonne, weil diese im Vorraum des Singsaales eingeschlossen war («Wir müssen mehr Klarheit schaffen zu unserer Mülltonne, damit alle Bescheid wissen!»).

«Volksbegehren» aus den Klassen

Nach anderen Themen, die im Rat ebenfalls eifrig diskutiert werden, sammeln Patrizia Roder und Philip Schmassmann die neuen Ideen, welche die einzelnen Klassendelegierten in den Rat einbringen. Die schnell gefüllte Themenliste reicht heute vom Pausen-Fussball («Meine Klasse wünscht keine Lehrpersonen als Schiedsrichter mehr») über den Vorschlag eines Teestandes in den Wintermonaten bis hin zum Wunsch, den Pausenplatz mit lebenden Tieren und mehr Trinkbrunnen zu bereichern («Wir brauchen mehr Orte, wo wir unsere Trinkflaschen auf dem Pausenplatz auffüllen können»).

Die gesammelten Vorschläge aus dem SuS-Rat werden demokratisch zur Abstimmung gebracht und vier Klassenbegehren und deren mögliche Umsetzungen gleich in Arbeitsgruppen vor Ort vertieft. Am Ende der zwei Schulstunden, welche die jungen Ratsmitglieder mit erstaunlicher hoher Mitmachlaune absolviert haben, bleibt am Ende der Ratssitzung eine Aufgabenliste für den nächsten Termin im neuen Jahr zurück – und der Eindruck beim Beobachter, dass die jüngste Generation an der Schule Lättenwiesen die demokratischen Werte schon früh lernt und gerne pflegt.