Buchtipp: No Way Home

Ein Buch, das zeigt: T. C. Boyle ist und bleibt einer der bedeutendsten Erzähler unserer Zeit. Er umgibt seine packenden Figuren dabei schon beinahe subtil mit den grossen Gesellschaftlichen Themen.

Mit «No Way Home» legt T. C. Boyle einmal mehr einen Roman vor, der seine Meisterschaft in der Kunst des Erzählens eindrucksvoll bestätigt. In der glühenden Wüste Nevadas entfaltet sich ein intensives Drama um Liebe, Abhängigkeit und den unaufhaltsamen Sog menschlicher Abgründe.

Im Zentrum steht der junge Arzt Terry, der nach dem Tod seiner Mutter deren Haus in Boulder City erbt. Eigentlich wollte er es schnell wieder loswerden – bis er Bethany begegnet, einer Frau von atemberaubender Schönheit, die sich mit entwaffnender Selbstverständlichkeit in sein Leben drängt. Zwischen Faszination und Abwehr gefangen, verfällt Terry ihr Schritt für Schritt – obwohl Jesse, ihr charismatischer, aber gefährlicher Ex-Freund, ihn eindringlich warnt. Was als Zufallsbegegnung beginnt, wächst sich zu einer toxischen Dreiecksbeziehung aus, die an Spannung und Intensität kaum zu überbieten ist.

Boyle versteht es meisterhaft, diese Konstellation psychologisch dicht zu zeichnen. Seine Figuren sind lebendig, widersprüchlich und zutiefst menschlich. Besonders Terrys Zerrissenheit zwischen rationalem Verstand und emotionaler Sehnsucht wird zu einem kraftvollen Spiegel moderner Lebensrealitäten. Bethany wiederum verkörpert zugleich Sehnsucht und Gefahr – eine Frau, die zwischen zwei Männern pendelt und doch nie wirklich ankommt. Jesse steht für das Prinzip zerstörerischer Männlichkeit, gegen das Terry immer wieder ankämpfen muss.

Formal überzeugt der Roman durch die wechselnden Perspektiven, die Boyle souverän handhabt. So bleibt der Plot bis zuletzt unvorhersehbar, die Spannung hoch, und die emotionale Wucht entfaltet sich gerade in den Zwischentönen. Dass Boyle dabei ganz bewusst auf grosse gesellschaftspolitische Nebenstränge verzichtet, macht «No Way Home» zu einem der konzentriertesten und zugleich packendsten Werke seines Spätwerks. Das Setting der Wüste Nevadas mit dem allgegenwärtigen Verweis auf den sinkenden Wasserstand des Lake Mead liefert zudem eine subtile, doch unübersehbare Metapher: eine Welt im Niedergang, in der Orientierungslosigkeit, Sucht und die Sehnsucht nach Geborgenheit miteinander ringen.

«No Way Home» ist mehr als ein Liebes- und Arztroman – es ist ein Psychogramm menschlicher Abhängigkeiten, ein Spiegel toxischer Beziehungen und zugleich ein fesselndes Stück Literatur, das unter die Haut geht. Boyle gelingt es, grosse Themen in eine persönliche Geschichte zu bannen, die ihre Leserinnen und Leser bis zur letzten Seite atemlos fesselt.

 

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